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Von wegen freundliche Familie – Ein Theaterbesuch bei Tüater

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„Der Herr starb, weil er ein Glas Wein mit Gift getrunken hat.“ Diese und weitere Sätze fallen diese Woche im Brechtbau Theater, denn die Theatergruppe Tüater inszeniert Arsen und Spitzenhäubchen.

Auch die zweite Woche des Theater-Vorstellung-Marathons im Brechtbau Theater ist gut angelaufen. Nachdem Macbeth vorige Woche erstochen wurde, sind die Morde im laufenden Stück weniger blutig aber dafür mit viel Gift durchgeführt: Die studentische Theatergruppe Tüater spielte und spielt am 16., 17. 19. und 20. Juni J. Kesselring´s Komödie Arsen und Spitzenhäubchen.

Mortimer (mitte) findet heraus, dass Martha und Abby eine Leiche in der Fensterbank versteckt haben. Bild: Miriam Mauthe

Die Krimikomödie wurde 1941 uraufgeführt und ist mit sehr viel schwarzem Humor angereichert. Es geht um die Familie Brewster, in der alle ein bisschen verrückt sind. Die Tanten Abby und Martha vergiften in ihrer Freizeit gerne ältere, einsame Herren mit selbstgemachtem und durch Arsen vergifteten Holunderwein. Teddy, einer ihrer Neffen, der bei ihnen wohnt, hält sich für Theodor Roosevelt und vergräbt die Leichen im Keller. Mortimer, ein weiterer Neffe, ist Theaterkritiker, was gesellschaftlich eher verpönt ist. Er kommt dann auch dem „Hobby“ seiner mordenden Tanten auf die Schliche und versucht die Situation irgendwie zu retten. Doch als sein verschollener Bruder (und Serienmörder) Jonathan wieder auftaucht, überhäufen sich die Ereignisse im Hause Brewster.

Ich fand die Show, die da auf der Bühne entstanden ist, beeindruckend. Ich bin glücklich, stolz auf uns und freue mich schon auf zukünftige Projekte.

Jaqueline Weller, Regie

Die ausgefeilte Situationskomik und der morbide Charme des Stückes wurden von den Schauspielenden gekonnt umgesetzt und brachten das Publikum zum lauten Loslachen. Gebannt fieberten alle mit, wann immer der vergiftete Wein ins Spiel kam und warteten gespannt, ob das nächste absichtliche oder unabsichtliche Opfer der Gefahr entrinnen würde.

Die Polizei und Teddy überlegen was sie mit dem bewusstlosen Jonathan machen sollen. Bild: Miriam Mauthe

Die Schauspielenden hauchten ihren Rollen mit überzeugendem Spiel Leben ein: Der Theaterabend war gefüllt mit spannenden Charakteren, die alle ihren eigenen Charme hatten. Da war zum Beispiel Teddy, der sich immer sehr proper anzog, sich an der Lebensgeschichte Roosevelt´s orientierte und sich nur mit „Attacke!“-Schreien, die durch den Theatersaal hallten, in sein Zimmer begab. Und Jonathan, der mit seinem durchdringendem Blick die vierte Wand zerbrach und dem Publikum seine mörderischen Absichten androhte. 

Es macht mich sehr glücklich zu sehen, wie gut unsere Inszenierung ankommt und wie viel Spaß die Leute auf der Bühne haben. Ich bin einfach sehr stolz auf die ganze Crew.

Mischa Dubovoy, Regie

Beim heißen Geflirte von Elaine und Mortimer stoben hingegen die Funken und die Zuschauenden fühlten sich manchmal gar voyeuristisch bei der Spannung die portraitiert wurde. Und dann waren da natürlich noch die Tanten. Diese beiden konnten mit ihrer liebeswürdigen Art so sehr von sich überzeugen, dass auch die Morde eher zur Nebensache wurden.

Ein Raum mit vielen Möglichkeiten

Die zeitgemäßen Kostüme und das Bühnenbild rundeten das Werk ab: das Publikum fühlte sich, als würde man in der Mitte des letzten Jahrhunderts im Wohnzimmer der Brewster Schwestern Mäuschen spielen. Da das ganze Stück in diesem einen Raum stattfand, wurden alle Türen aus dem Saal mitgenutzt als Wege in verschiedene andere Räume, wie den Keller, in dem die Leichen lagern und Teddy´s Zimmer auf einem anderen Stockwerk. Ein interessantes Detail dabei war, dass das Fenster, durch das Jonathan und sein Komplize im Laufe des Stückes eine Leiche schmuggeln, zur Seite auf der Bühne stand. Dadurch konnte ein richtiger Rahmen mit sich öffnendem Fenster genutzt werden, ohne dass es die Sicht des Publikums einschränkte. Zusätzlich wurden durch das Fenster verschiedene Lichtverhältnisse gestrahlt und so der Verlauf der Tageszeit sichtbar gemacht.

Der gesamte Cast erntete tosenden Applaus vom Publikum. Bild: Miriam Mauthe

Regie führten bei diesem Stück Mischa Dubovoy und Jaqueline Weiler. Arsen und Spitzenhäubchen war die erste Produktion des Regie-Duos und das Ergebnis kann sich sehen lassen! Man kann gespannt auf die nächsten Stücke des Tüater und vielleicht auch auf mehr Inszenierungen der beiden Regierführenden sein. 

Beitragsbild: Miriam Mauthe

Der Beitrag Von wegen freundliche Familie – Ein Theaterbesuch bei Tüater erschien zuerst auf Das Tübinger Campusmagazin.


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