Hannah Krämer malt über das Spannungsfeld Weiblichkeit, Identität und Selbstakzeptanz. Ihre Ausstellung im Alten Waschhaus vermittelte eine besondere Botschaft.
Hannah Krämers Kunst wirkt auf den ersten Blick erstaunlich unprovokativ dafür, dass ihre Ausstellung Raum einnehmen heißt. Die Bilder, die den Mai über im Alten Waschhaus hingen, sind in Pastelltönen auf Leinwand oder Papier gemalt und machen eine gute Stimmung, sagt eine Besucherin. Dargestellt sind hauptsächlich Menschen: Portraits und Szenen privater Momente, wie das sich lachend umarmende Paar, das auf dem Ausstellungsplakat abgebildet ist. Das Original hängt im Café über der Geschirrrückgabe. Viele Bilder der 23-jährigen Studentin zeigen Frauenkörper, das heißt: nur den Torso. Keines der Bilder hat einen Titel. Die Frauenkörper haben kein Gesicht.
Körperbilder und Kulturförderung
„Mein Lieblingsbild ist das da“, sagt Bianca, die hinter der Theke steht, und zeigt auf einen Frauenrumpf vor geblümtem Hintergrund: „Sie sieht so normal aus.“ Mareike sitzt mit ihren Freundinnen direkt vor dem Bild und hat Bianca nicht gehört, sagt aber genau das gleiche: „Ich finde diesen Frauenkörper schön, weil es ein normaler Frauenkörper ist. Er ist so, wie man halt aussieht.“ Der dargestellte Frauenkörper ist auf Hals- und Schenkelhöhe abgeschnitten, er ist nicht dünn. Aber er ist auch nicht dick. Sie möge die Botschaft dahinter, sagt die 21-jährige Studentin.

Bild: Julie Joudon
Hannah Krämer ist die erste Stipendiatin des Alten-Waschhaus-Stipendiums, das dieses Jahr zum ersten Mal von der Tübinger Kulturagentur Kunearts und dem Verein Kosmos e.V. vergeben wurde. Mit dem Stipendium möchte die Stiftung jungen Kunstschaffenden aus der Region Tübingen eine Bühne bieten. Gefördert werde Kunst der Bereiche Malerei, Fotografie und Plastik.
Beitragsbild: Julie Joudon
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